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Doping für Orchideen?

 

In Orchideenbüchern kann man immer wieder lesen, dass organische Komponenten oftmals eine gute Wirkung auf das Wachstum der Orchideen haben sollen. Unweigerlich denkt man an die Verhältnisse der Orchideen am Naturstandort. Dort leben sie überwiegend von kompostierten Laubresten, Stäuben und sonstigen organischen Abfallprodukten aus der Natur.

Beim Kultivieren von Pflanzen unter unnatürlichen Bedingungen (Gewächshaus, Fensterbank) kann die Pflanze aufgrund des entstehenden Energiedefizites (mangelnde Fotosynthese) nicht mehr genügend eigene Abwehrstoffe produzieren. Sämtliche Kraft wird für das Wachstum und die Vermehrung benötigt. Das bedeutet, dass Krankheiten und Ungeziefer nicht mehr effektiv von der Pflanze abgewehrt werden können.

In der heutigen Pflanzenzucht entsteht durch eine übermäßige Anwendung von Kunstdüngern und chemischen Bekämpfungsmitteln eine Umwelt, in der sich überwiegend abbauende Mikroorganismen ansiedeln, die dann häufig zu Fäulnis und andere Krankheiten - und dann zu Schädlingsbesatz führen.

Pflanzenstärkung

Sowohl im kommerziellen als auch im privaten Gartenbau setzt sich durch die aktuelle Zulassungssituation von Pflanzenschutzmitteln ein Umdenken bzw. Wechsel zu natürlichen Heilmethoden bei der Pflanzenzucht langsam durch.
Der präventive Pflanzenschutz nimmt eine immer größer werdende Bedeutung an nach dem Motto: Vorbeugen ist besser als heilen!

Giftige Substanzen haben nie eine positive Wirkung auf die Pflanzen, erst recht nicht auf den Gärtner.

Mittlerweile gibt es eine Vielzahl von Pflanzenstärkungsmittel auf dem Markt. Wissenschaftlich gesicherte Erkenntnisse fehlen häufig – dem gegenüber stehen positive Erfahrungen diverser Anwender.

Pflanzenstärkungsmittel sind zum Beispiel:

Pflanzenextrakte, Algenextrakte, Kompost bzw. Humus (Huminsäure), Gesteinsmehl, Fermentationsprodukte usw.

Die Inhaltsstoffe können durch Aktivierung bestimmter Stoffwechselvorgänge die Widerstandskraft der behandelten Pflanzen gegen pathogene Mikroorganismen und tierische Schädlinge durch induzierte Resistenz erhöhen oder es werden Substanzen in die Zellwände (z.B. Kieselsäure) eingelagert, die das Eindringen von Pilzhyphen bzw. Insekten erschweren.

Stärkungsmittel werden unterschieden:

auf organische Basis ( pflanzliche Extrakte, Algenpräparate, ätherische Öle, tierischer Herkunft)

anorganische Mittel (Gesteinsmehle u.ä.)

Homöopatheka

Fermentationsprodukte (Organische Materie + Pilze, Bakterien oder Mikroorganismen)


Bei größeren Pflanzenbeständen kann eine Selbstherstellung von Stärkungsmittel durchaus sinnvoll sein, die Inhaltsstoffe sind frisch und man spart Kosten. Die Herstellung ist aber mit ein wenig Aufwand verbunden. Fast alle Stärkungsmittel haben gleichzeitig eine düngende Funktion. Es ist zu beachten, dass jede Überdüngung (auch mit organischen Mitteln) eine Schwächung der Pflanzen bedeutet.

Das beste Pflanzenstärkungsmittel ist der Kompost/Humus. Zur Herstellung nimmt man z.B. 500g Reifekompost (3 Jahre) oder Wurmhumus und löst ihn in 10 l lauwarmes Regenwasser. Das Ganze lässt man 24 Std. ziehen und rührt das Ganze immer wieder kräftig durch. Danach durch einen feinen Kescher oder Tuch gießen und unverzüglich im Verhältnis 1:3-5 je nach Leitwert des Kompostauszuges auf die Orchideen sprühen oder gießen. Der Leitwert und pH-Wert des Gießwassers sollten dabei beachtet werden.

Die gleichen positiven Wirkungen haben Komposttees. Diese Tees haben gerade im organischen Anbau von Obst und Gemüse einen wahren Hype in den letzten Jahren ausgelöst. Es würde an dieser Stelle den Rahmen sprengen, alle Rezepte für die Herstellung von Komposttees aufzuzeigen. Eine Suche im Internet ist daher immer lohnenswert.

Die Anwendung von Kompostauszügen sollte alle vier Wochen wiederholt werden. Die Inhaltsstoffe wirken gegen pilzliche Infektionen und langfristig auch gegen Insekten. Besonders gut hat sich Kompost aus Weintrester bewährt.

Mittlerweile werden auch Humusprodukte auf der Basis von Huminsäure oder Fulvinsäure als fertige Präparate angeboten.

Ähnliche Wirkung, nämlich pilzhemmende Eigenschaften, haben Algenextrakte. Diese beinhalten einen unglaublichen Reichtum an Spurenelementen, Aminosäuren, Wachtumsauxine, Zucker, organische Säuren. Insbesondere die Aminosäuren als Bausteine des Lebens in Verbindung mit den Spurenelementen und Mineralstoffen bringen diese positive Wirkung und düngen nebenbei die Pflanze.

Ein ähnliches breites Wirkungsspektrum haben gute Pflanzenjauchen, die viele Pflanzenfreunde für ihren Garten selber herstellen.
Pflanzenjauchen riechen fast immer stark. Aus diesem Grund werden sie in der Orchideenkultur heute nur noch selten eingesetzt. Warum sollte man möglicherweise noch vorhandene Fäulnisbakterien aus der Pflanzenjauche in seine Orchideenkultur einbringen?

Vereinzelt werden Orchideen auch noch mit Guano- oder Kuhmistjauchen gedüngt – den vielen organischen Wirkstoffen steht aber auch hier der unangenehme Geruch gegenüber.


Eine weitere Möglichkeit Inhaltsstoffe von Pflanzen zu gewinnen, ist die
Fermentation.
Es ist bekannt, dass z.B. Sauerkraut einen weit höheren Nährwert hat, als das Ausgangsmaterial Weißkohl.

Auch Wein und Bier werden einem Gährungs/Fermentationsprozess unterzogen. In Asien werden Orchideen auch heute noch mit Bier als Blattdüngung besprüht.

Bei der Fermentation werden dem Ausgangsmaterial Bakterien, Hefen oder Mikroorganismen zugesetzt, die bei Temperaturen von ca.
30 ° C unter Luftausschluss die organische Masse in pflanzenverfügbare Stoffe umwandeln.
Durch die Mikroorganismen werden dabei Stoffwechselprodukte produziert, wie z.B. Antibiotika, Hormone, Wuchsstoffe, Vitamine, Enzyme (Fermente), Antioxidantien usw., die auch von Pflanzen aufgenommen werden können.

In der Natur finden diese Prozesse üblicherweise im Boden statt. Dort wird organische Materie durch Mikroorganismen u.ä. zu Humus und damit zu pflanzenverfügbare Nahrung umgesetzt.


Im Hobbybereich können viele organische Materialien auch durch den Einsatz von Effektiven Mikroorganismen (EM) fermentiert werden.
Weitere Informationen dazu sind der Internetseite: 
www.emiko.de  zu entnehmen.

Als Fertigprodukt der Fermentation kann hier das Mittel VITANAL genannt werden, dass aus fermentierten Pressrückständen von Weizenkeimen gewonnen wird.
Bei dem Präparat Waldleben werden Pflanzenreste von Weizen, Winterroggen, Mais und Rübenmazerat durch Bakterien / Enzyme ebenfalls einer sorgsamen Fermentation unterzogen.
Wesentlich günstiger, und in fast jedem Drogeriediscounter erhältlich, ist der KANNE BROTTRUNK. Hier wird extra gebackenes Vollkornbrot mittels Milchsäurebakterien fermentiert.

Alle hier genannten fermentierten Mittel haben eines gemeinsam, einen extrem niedrigen pH-Wert ( um 3,5)!!!

Nach Zugabe solcher Mittel zum Gießwasser sollte daher immer der pH-Wert und der Leitwert gemessen werden.


Als letztes sollte noch die Anwendung von Gesteinsmehlen genannt werden. Dabei wird möglichst feines Gesteinsmehl mit einer Pulverspritzen auf die feuchten Pflanzen gestäubt oder in Wasser gelöst auf die Orchideen gesprüht.
Die feinen Partikel verkleben die Sinnesorgane der Schadinsekten, die sich dann andere Wirtspflanzen suchen. Die mit Gesteinsmehl behandelten Blätter werden härter (Kieselsäure wird eingelagert) und Pilze können schlechter über die Blätter eindringen (alkalischer Belag).


Der Nachteil dieser Behandlung – die Pflanzen sehen unansehnlich aus.

Wem die Selbstherstellung dieser Mittel zu mühsam ist, dem steht heute eine breite Palette von organischen bzw. biologischen Mittel zur Verfügung. Hier einige Präparate:

flüssige Pflanzenextrakte div. Hersteller
flüssige Algenextrakte div. Hersteller
Aminosäuren: Aminosol, Siapton, Koniferenbalsam (Neudorff)
Huminsäure: LiqHumus, Fulvital
roots2 ( Mischung aller vorher genannten Mittel)
Fermentprodukte: Vitanal, Waldleben, Kanne Brottrunk, Bier
Biplantol (Homöopatisches Mittel)


Die hier genannten Präparate sind keine Zaubermittel, aber in der Lage die Orchideenkultur zu fördern !!!

Sie können aber auf keinen Fall eine sorgsame Düngung ersetzen.


Wuchsstoffe:

Die Verwendung von synthetisch hergestellten Wuchsstoffen wird in der Pflanzenzucht teilweise kritisch gesehen.

Die für das Pflanzenwachstum benötigten Wuchsstoffe werden von Pflanzen üblicherweise selber hergestellt. Werden diese Wirk- bzw. Wuchsstoffe der Pflanze von außen zugeführt, könnte der Energieüberschuss in Wachstum oder Pflanzenschutz gesteckt werden.
In der Natur stehen solche Wirkstoffe den Pflanzen durch den Abbau organischer Masse laufend zur Verfügung.

Die meisten organischen Wirkstoffe sind analysiert und synthetisch „nachgebaut“ worden.

Das Problem mit der Nutzung dieser „künstlichen“ Wirkstoffe ist aber die richtige Dosierung.


Wuchsstoffe sind insbesondere Auxine, Gibbellerine und Phytokinine

In diesen Wirkstoffbereich fällt auch das Mittel „Superthrive“ – obwohl die Zusammensetzung eigentlich seit Ende der 1940er „geheim“ ist, wird gemutmaßt, dass es aus den Wuchsstoffen NAA, Triacontanol und verschieden Vitaminen besteht.




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